HYPERMADE CULTURE MAGAZINE

AUSSTELLUNG
Rendezvous der Träume

13.06.2025 - 12.10.2025Kunsthalle Hamburg – Surrealismus im Spiegel der Romantik
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Max Ernst (1891-1976) The Angel of the House (The Triumph of Surrealism), 1937 Oil on canvas, 114.2 x 146.5 cm
Max Ernst (1891-1976) The Rendezvous of Friends, 1922 Oil on canvas, 130 x 195 cm
Salvador Dalí (1904–1989) (Soft Construction with Boiled Beans (Premonition of Civil War), 1936 Öl auf Leinwand, 99 x 100 cm
The Arctic Ocean, 1823/24 Oil on canvas, 96.7 x 126.9 cm Hamburger Kunsthalle
Caspar David Friedrich (1774-1840) Wanderer above the Sea of Fog, around 1817 Oil on canvas 94.8 x 74.8 cm
Dorothea Tanning (1910-2012) Birthday, 1942 Oil on canvas, 102.2 x 64.8 cm
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Ein Traum unter Aufsicht

Die These, dass der Surrealismus eine Reaktion auf die Entzauberung der Welt sei, wird oft zitiert. Die Hamburger Kunsthalle nutzt sie nun, um den Surrealismus mit der deutschen Romantik als ideellen Vorläufer in Beziehung zu setzen. Die Ausstellung „Rendezvous der Träume” bringt rund 300 Werke zusammen, darunter von Magritte, Dalí und Meret Oppenheim sowie von Caspar David Friedrich, Runge und Hölderlin. Es geht nicht um Geschichte, sondern um Geistesverwandtschaft. Um das, was zwischen den Jahrhunderten glüht: Traum, Vision, Revolte. Oder zumindest um die Idee davon

Das klingt vielversprechend. Doch wie immer, wenn viele gemeinsam denken sollen, droht eine Art ästhetischer Kompromiss. Die Ausstellung inszeniert das Nebeneinander beider Strömungen, doch die behauptete Dialektik bleibt häufig ein bloßes Einverständnis. Der einst militante Surrealismus wird im Spiegel der Romantik zur atmosphärischen Bewegung zurückgelesen. Die Radikalität wird historisiert und das Trennende kaschiert. Selbst Bretons Manifest wirkt in dieser Inszenierung wie ein poetischer Auftakt, nicht wie ein Riss.

Caspar David Friedrich (1774-1840) Wanderer über dem Nebelmeer, um 1817
Öl auf Leinwand 94,8 x 74,8 cm
Dauerleihgabe der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen
SHK / Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford
Caspar David Friedrich (1774-1840) Wanderer über dem Nebelmeer, um 1817
Öl auf Leinwand 94,8 x 74,8 cm

Dauerleihgabe der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen
SHK / Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

Kuratorisch beeindruckt der Aufwand: 80 Sammlungen, 2.000 Quadratmeter, Klang- und Duftstationen sowie interaktive Vermittlungsräume. Doch gerade hier beginnt die museale Überformung. Während der Surrealismus einst Kontrolle unterlief, wird er hier kontrolliert zugänglich gemacht. Die sogenannte Vermittlung wird zum Subtext: Das Unbewusste wird zur Zielgruppe, das Rätselhafte zur Programmstation. Es bleibt wenig Raum für das eigentlich Widerständige.

Eine Ausstellung über das Unbewusste trifft auf ein Publikum, das längst gelernt hat, alles bewusst zu konsumieren. Was einst der Zumutung diente, wird heute zur Einladung. Das Irrationale bleibt nicht länger eine Herausforderung, sondern wird kuratiert, geglättet, greifbar gemacht. So wird aus dem Surrealismus kein Affront mehr, sondern ein Angebot – verlässlich museal, wohltemperiert und mit interaktiver Begleitdramaturgie. Es bleibt ein schöner Traum. Aber eben ein Traum mit Programmheft.

Mehr zum Thema

Die Ausstellung Rendezvous der Träume auf der Website der Hamburger Kunsthalle.

Lesetipp

Der monumentale Bildband Dalí. BABY SUMO führt tief in die Bildwelt des Surrealisten – unsere Besprechung finden Sie auf HYPERMADE.

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