HYPERMADE CULTURE MAGAZINE

BÜCHER
Zeit als Trophäe

Mechanische Perfektion zwischen Erinnerung und Gegenwart
Z
Ultimate Collector Watches – Hardcover Edition
Inside Ultimate Collector Watches
Mechanical Detail – Ultimate Collector Watches
Watchmaking in the 1940s
Technical Anatomy of a Collector’s Watch
Radical Form – Ultimate Collector Watches
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Profilbild von Michael JankeMichael Janke
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Ultimate Collector Watches“ versammelt Objekte, die Zeit messen, und zeigt, wie sehr Zeit heute als etwas verstanden wird, das bewahrt werden soll. Nicht als Erfahrung, sondern als Form. Entscheidend ist daher weniger die Bedeutung einzelner Uhren, sondern das Zeitbild, das sich aus ihrer Inszenierung ergibt.

Die Logik des Sammelns

Die zweibändige Publikation „Ultimate Collector Watches“ von Charlotte und Peter Fiell versammelt 100 Armbanduhren aus der Zeit zwischen 1892 und heute. Die chronologisch angelegte Auswahl wird von Essays, Gesprächen mit Sammlern und Marktakteuren sowie großformatigen Detailaufnahmen begleitet. Anstelle einer umfassenden Uhrengeschichte konzentriert sich das Projekt auf exemplarische Stücke und ihre Position innerhalb eines hochspezialisierten Sammlermilieus. Im Vordergrund stehen Auswahl, Vergleich und Einordnung, weniger Fragen von Gebrauch, Alltag oder sozialer Verbreitung.

Eine Doppelseite aus „Ultimate Collector Watches“ zeigt ein klassisches Emaille-Zifferblatt neben einer Detailansicht eines mechanischen Uhrwerks. 
 © Taschen Verlag
Eine Doppelseite aus „Ultimate Collector Watches“ zeigt ein klassisches Emaille-Zifferblatt neben einer Detailansicht eines mechanischen Uhrwerks.
© Taschen Verlag

Zeit als aufgewertetes Objekt

In den Bänden entfaltet sich eine Erzählung, in der mechanische Uhren als Träger von Erinnerung, handwerklicher Sorgfalt und kultureller Kontinuität erscheinen. Die Gegenwart wird dagegen meist implizit als beschleunigt, funktional und flüchtig dargestellt. Begriffe wie Handwerk, Ritual, Leidenschaft und Dauer strukturieren den Ton und die Perspektive und verleihen dem Sammeln eine kulturelle Aufladung, die über den bloßen Besitz hinausgeht. Sammeln erscheint somit als Form der Konzentration, als Versuch, Aufmerksamkeit zu bündeln und Zeit zu stabilisieren. Bedeutung entsteht dabei weniger durch Nutzung als durch Auswahl, Pflege und Erhaltung.

Eine Innenseite aus „Ultimate Collector Watches“ zeigt eine goldene Armbanduhr, die geöffnet ist, um ihr mechanisches Uhrwerk zu enthüllen, begleitet vom abgenommenen Zifferblatt. 
 © Taschen Verlag
Eine Innenseite aus „Ultimate Collector Watches“ zeigt eine goldene Armbanduhr, die geöffnet ist, um ihr mechanisches Uhrwerk zu enthüllen, begleitet vom abgenommenen Zifferblatt.
© Taschen Verlag

Die Ästhetik des Bewahrens

Die Perspektive bleibt dabei konsequent ästhetisch. Marktmechanismen, soziale Zugänglichkeit oder ökonomische Voraussetzungen werden nicht problematisiert, sondern treten hinter die Darstellung der Objekte zurück. Zwar sind Auktionen, Provenienzen und Preise präsent, sie erscheinen jedoch in eine ruhige, nahezu zeitlose Erzählweise eingebettet. Dabei wirkt Nostalgie weniger als Rückblick denn als ordnendes Prinzip: Mechanik steht für Verlässlichkeit, Handarbeit für Beständigkeit. Die Vergangenheit dient nicht der Diskussion, sondern fungiert als Referenzrahmen, der Orientierung bietet.

Eine Innenseite aus „Ultimate Collector Watches” zeigt eine asymmetrische goldene Armbanduhr mit einem gewölbten Gehäusedesign, das die unkonventionelle Ästhetik der Uhrmacherkunst unterstreicht.
 © Taschen Verlag
Eine Innenseite aus „Ultimate Collector Watches” zeigt eine asymmetrische goldene Armbanduhr mit einem gewölbten Gehäusedesign, das die unkonventionelle Ästhetik der Uhrmacherkunst unterstreicht.
© Taschen Verlag

Ein Zeitbild der Gegenwart

„Ultimate Collector Watches“ richtet sich an Leser, die Dauer, Präzision und materielle Verlässlichkeit als kulturelle Werte begreifen. Das Buch fällt kein explizites Urteil über die Zeit, sondern entwirft ein stilles Ideal: Zeit soll beherrschbar sein und sich in Objekten manifestieren. In einer von Beschleunigung geprägten Gegenwart erscheint das Bewahren nicht als Rückzug, sondern als Haltung. Die Uhren stehen dabei weniger für Nutzung oder Alltag, sondern vielmehr für eine Form kultureller Selbstvergewisserung. Sichtbar wird ein Zeitverständnis, das seine Bedeutung weniger aus Veränderung als aus Beständigkeit gewinnt.

Lesetipp

Ultimate Collector Watches. TASCHEN, 2025, 960 Seiten, 250 EUR.

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