Ein fotografisches Denkmal für die indigenen Völker Nordamerikas
Edward S. Curtis widmete sein Leben der Dokumentation der indigenen Kulturen Nordamerikas. Zwischen 1907 und 1930 veröffentlichte er eine monumentale Enzyklopädie in 20 Bänden mit über 40.000 Fotografien, 10.000 Tonaufnahmen und zahlreichen ethnografischen Studien. Sein Ziel war es, das kulturelle Erbe dieser Völker zu bewahren, bevor es durch die fortschreitende Assimilation in die westliche Gesellschaft verloren ging. Seine Werke sind mehr als bloße Porträts – sie sind visuelle Zeugnisse einer vergangenen Lebenswelt, die mit künstlerischem Blick inszeniert wurden und zum Teil idealisierte Vorstellungen transportierten, die der Realität oft nur bedingt entsprachen.
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Zwischen Wissenschaft und Inszenierung
Curtis’ Fotografien zeigen nicht nur eindrucksvolle Porträts indigener Völker, sondern auch Landschaften, Zeremonien und Alltagsgegenstände. Dabei folgt er einer Ästhetik, die oft romantisierende Elemente enthält. Er entfernte moderne Gegenstände aus seinen Bildern und inszenierte seine Motive bewusst so, dass sie möglichst „ursprünglich“ wirkten. Diese Vorgehensweise brachte ihm sowohl Bewunderung als auch Kritik ein: Die einen feierten ihn als Pionier der ethnografischen Fotografie, die anderen warfen ihm vor, ein verzerrtes Bild indigener Kulturen zu zeichnen. Seine Aufnahmen zeigen eine Lebenswelt, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung bereits im Wandel begriffen war.
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Ein Leben voller Entbehrungen und Rückschlägen
Die Arbeit an The North American Indian war für Curtis nicht nur eine ethnographische Mission, sondern auch ein finanzieller und persönlicher Kraftakt. Die Kosten für Reisen, Ausrüstung und Druck waren enorm, und trotz der Unterstützung durch J.P. Morgan blieb das Projekt wirtschaftlich schwierig. Curtis verschuldete sich, seine Ehe zerbrach und er entfremdete sich von seiner Familie und seinem sozialen Umfeld. Als der letzte Band erschien, blieb der Erfolg aus und Curtis geriet in Vergessenheit, während seine Schulden weiter wuchsen. Erst Jahrzehnte später wurde sein Werk wiederentdeckt und gilt heute als eines der bedeutendsten fotografischen Projekte des 20. Jahrhunderts, das einen unübertroffenen Beitrag zur Dokumentation indigener Lebensweisen geleistet hat.
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Wiederentdeckung und heutige Bedeutung
Curtis’ Fotografien sind heute in Museen und Sammlungen zu sehen. Sie sind sowohl historische Dokumente als auch künstlerische Meisterwerke, die ein facettenreiches Bild vom Leben der indigenen Völker Nordamerikas vermitteln. Seine Bilder haben die westliche Wahrnehmung dieser Kulturen nachhaltig geprägt – im Positiven wie im Problematischen. Einerseits bewahren sie Traditionen, die ohne sein Werk verloren gegangen wären. Andererseits zeigen sie oft eine idealisierte, inszenierte Sicht. Curtis’ Werk wirft grundsätzliche Fragen zur Rolle der Fotografie als Mittel der Dokumentation und der Gestaltung historischer Narrative auf. Trotz aller Kontroversen bleibt seine Sammlung eine der wichtigsten Quellen zur Geschichte der indigenen Völker Nordamerikas.
Daten
Orginaltitel | Edward S. Curtis-The North American Indian. Complete Portfolios |
Übersetzung | Edward S. Curtis – Der nordamerikanische Indianer-Vollständige Portfolios |
Herausgeber | Frederick Webb Hodge |
Autor | Peter Walther |
Verlag | Taschen Verlag |
Einband | Hardcover |
Seiten | 696 |
Sprache | Deutsch, Englisch, Französisch |
Abmessungen | 24.3 x 30.4 cm |
ISBN | 978-3-8365-9673-2 |
Preis | 100 € |
Weitere Informationen
Weitere Informationen zum Buch „Edward S. Curtis – Der nordamerikanische Indianer-Vollständige Portfolios“ (Werbung) finden Sie auf der Website des Taschen Verlags.
Compliance
Das Buch wurde freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Die Darstellung und Bewertung von HYPERMADE bleibt davon unabhängig und basiert ausschließlich auf dem Inhalt des Buches.