Ralph Gibson, 1939 in Los Angeles geboren, gehört zu den prägenden Stimmen der amerikanischen Nachkriegsfotografie. Bekannt wurde er durch seine kontrastreichen Schwarz-Weiß-Fotografien, die weniger dokumentieren als interpretieren – oft nah am Traum, fern der Realität. In seinem neuen Buch blickt Gibson auf mehr als sechs Jahrzehnte seines fotografischen Schaffens zurück. Was als Militärdienst mit der Kamera beginnt, wird in San Francisco und später in New York zur Suche nach einem anderen Sehen – nicht nach Motiven, sondern nach Momenten, in denen sich Welt und Wahrnehmung überlagern. Die Kamera ist kein Werkzeug, sondern eine Art Verlängerung des Körpers – und des Bewusstseins.
Photographs 1960-2024 ist keine Retrospektive im klassischen Sinn, sondern ein visuelles Tagebuch aus Fragmenten – wie Erinnerungen, die sich nicht ordnen lassen. Gibson bewegt sich von frühen Reportagen zu surrealen Bildkompositionen, von grafischer Strenge zu poetischer Offenheit. In Serien wie The Somnambulist wird die Kamera zum Seismographen des Unbewussten. Immer wieder geht es um das Unsagbare, das Dazwischen. Gibson beschreibt sich selbst als Wanderer zwischen Zuständen – ein Suchender, der nicht ankommen will. Seine Bilder antworten nicht – sie fragen zurück.
Lesetipp
Ralph Gibson. Photographs 1960–2024 (552 Seiten, € 60) erschienen im Taschen Verlag.
Compliance
Das Buch wurde freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt. Die Darstellung und Bewertung von HYPERMADE bleibt davon unabhängig und basiert ausschließlich auf dem Inhalt des Buches.